Sonntag, 11.30 Uhr, Bernward live auf Rumble

Kommentare und Hörerbriefe


D.S. schreibt am 27.1.2022:


Ich sende Ihnen eine Kopie eines Schreibens an meine Landeskirche:


"Sehr geehrte Damen und Herren,

 

täglich informiere ich mich auf diesen Seiten: https://www.elk-wue.de/corona

 

Folgende Sätze daraus habe ich mir notiert und möchte Ihnen meine Gedanken dazu mitteilen.

 

"All die Maßnahmen, die der Staat und in der Folge auch die Landeskirche ergriffen hat, dienen dazu, soziale Kontakte soweit wie möglich zu reduzieren."

"Als württembergische Landeskirche stellen wir den Schutz gefährdeter Menschen in den Vordergrund."

 

1. Gedankenexperiment: Viren sind Teil der Schöpfung. Alles ist mit allem verbunden.

a) Wenn ich gegen etwas kämpfe, falle ich aus dem Einssein.

b) Wenn ich das, was ich als bedrohlich empfinde, kenne und verstehe, ist es nicht mehr bedrohlich.

 

2. Gedankenexperiment: Ein Mensch ist unter die Räuber gefallen. Niemand hilft, weil man

a) als Ersthelfer Abstand halten muß

b) erst einen Mundschutz organisieren muß

 

3. Gedankenexperiment: was dient dem Leben mehr,

a) verordnete Einsamkeit oder Zusammensein?

b) Angst oder Gottvertrauen?

c) Abstand oder Nähe?

d) Maulhalten oder Singen?

 

Derzeit sind viele Menschen durch das Fehlen sozialer Kontakte gefährdet. Treten Sie als Kirche, auch wenn unsere Regierungen anderer Meinung sein sollten, ab sofort öffentlich dafür ein, daß soziale Kontakte wieder erlaubt und gewünscht und ein Zeichen von Nächstenliebe sind.

 

In Gottesdiensten pflegen wir die Beziehung zu Gott und untereinander. In Bitte und Fürbitte, Dank und Anbetung. Hören, Loben, Preisen, Klagen, Singen, Segnen, Wahrnehmen, Teilen. Das ist viel stärker als alleine im stillen Kämmerlein! Wenn Sie Gottesdienste untersagen, berauben Sie die Gemeinden dieser starken Kraft.

 

Ich vermisse in der aktuellen Diskussion was Theologisches, etwas Substantielles zu dem, was Glauben ist und vermag. Die Macht des Schöpfers, die Kraft der Auferstehung, das Geheimnis des Abendmahls, das Verbundensein, das Einssein, die Gemeinschaft, das Gemeintsein, das Angesehenwerden, die Hingabe, die Wandlung. Kann man damit nicht argumentieren? Wenigstens bei den eigenen 'Anhängern'. Ich finde es nirgends. Ich lese nur "Angst" und "Leben retten".

 

Ich fühle mich in Zeiten von Corona dermaßen ausgebremst von staatlichen Vorgaben und im Stich gelassen von der Kirche, die auf ihre Rechte, die ihr laut Grundgesetz zustehen, sogar freiwillig verzichtet. Stehen Sie ein für die Anliegen der Kirche, werben Sie für Ihre Kernkompetenzen und verstecken Sie sich nicht hinter den Vorgaben einer Regierung, die in vielen ihrer Maßnahmen leider nicht dem Leben dient, sondern dem Töten. Wenn Sie sich davon distanzieren, werden Sie an Glaubwürdigkeit gewinnen.


Mit freundlichen Grüßen


D.S.




_____


Am 20. Mai 2020 bereits schrieb D.S. diese Mail:


"An: "Martin.Trugenberger@elk-wue.de" <Martin.Trugenberger@elk-wue.de>

 

 

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

mein Sohn sollte eigentlich für den Konfirmandenjahrgang 2020/2021 angemeldet werden. Nachdem ich die Handreichung der evangelischen Landeskirche mit den aktuellen Hinweisen gelesen habe, nehme ich davon Abstand, weil ich das aus folgenden Gründen nicht verantworten will:

 

1. Kirche muß in Gemeinschaft mit vielen anderen Christen erlebbar sein. Wenn man im Gottesdienst so weit wie möglich vom Mitchristen entfernt sitzen muß, stellt sich das Gefühl, Teil einer Gemeinde zu sein, nicht ein. Auch die Konfis werden sich nicht als Gemeinschaft zusammenfinden können, wenn man sie in Kleingruppen separiert und/oder online betreut.

 

2. Kirche muß in verschiedenen liturgischen Zusammenhängen erlebbar sein. Wenn kein Abendmahl gefeiert wird, wenn Kasualien nur in kleinstem Kreis gefeiert werden, wenn kirchliche Jugend-Events/Taizé-Treffen und ähnliches nicht stattfinden, und wenn die normalen Gottesdienste nur in diesem amputierten Format wie aktuell stattfinden, dann werden die jungen Leute nicht in die bereichernde Vielfalt evangelischer Liturgie hineinwachsen können.

 

3. Kirche muß in ihrem sozialen Selbstverständnis erlebbar sein. Konfirmandenunterricht lebt doch von der Begegnung mit Menschen, die von ihrem Leben/ihrem Schicksal erzählen, und er will Ängste nehmen, mit denen in Kontakt zu kommen, die man von sich aus nicht besucht hätte. Sich für die Menschen und ihre Notlagen zu interessieren, Geschichten, Hoffnungen, Zeit und Geld zu teilen, dazu braucht es Vorbilder, und zwar im echten Leben, nicht nur im Video. Wenn man aus Angst vor Ansteckung niemandem begegnen soll, ist das zutiefst unsozial.

 

4. Kirche muß ein Ort sein, an dem Mitwirkung erwünscht ist. Gottesdienste vorbereiten, beim Gemeindefest helfen, Briefe austragen, musizieren, das sind Dinge, die zeigen, wie Gemeindeleben funktioniert und wie man sich einbringen kann. Wenn aber das Eintüten von Gemeindebriefen schon für gefährdend erklärt wird und das Kaffeeausschenken beim Ständerling hygienisch komplett undenkbar ist, wenn Chorsingen verboten ist, dann muß man sich über die Zukunft des Gemeindelebens keine Sorgen mehr machen, das schläft dann einfach ein.

 

5. Kirche muß ein Ort sein, an dem man sich um die Seele sorgt. Wo man sich Menschen anvertrauen kann. Und zwar ohne Mundschutz, weil es wichtig ist, die Mimik des Gegenübers zu sehen. Wo man weinen darf oder singen, weil das eine Art ist, wie die Seele sich ausdrückt. Wo man beten lernt. Mit eigenen Worten oder mit vorgegebenen. Die man im Gesangbuch finden kann. Das Gesangbuch sollte einem zur Heimat werden; das geht nur, wenn man es benutzt. Wann sollte man das lernen, wenn nicht im Konfirmandenunterricht?

 

6. Kirche muß ein Ort sein, zu dem man gerne kommt. Wo man willkommen ist. Wo man als Bereicherung wahrgenommen wird, nicht als Last oder Gefahr. Hygienevorschriften und Virusängste zerstören das normale Miteinander zwischen Menschen. Das ist im Alltag schon schlimm genug. In der Kirche ist es, weil religiös aufgeladen, noch schlimmer. Daß man, wenn auch unwillentlich, Kindern beibringt, schuld zu sein, weil jemand anderes erkrankt, halte ich für pädagogisch indiskutabel.

 

7. Kirche muß glaubwürdig ihre Botschaft vertreten. Sie will mehr Mitglieder, aber sie schreckt sie ab. Sie will Mut machen, und sie verbreitet Angst. Sie predigt Liebe und lebt Abstand. Was ich derzeit wahrnehme, ist klassisches Double-bind. Ich will mein Kind nicht diesen sich widersprechenden kirchlichen Botschaften aussetzen. Kinder spüren das, wenn das Innere und das Äußere nicht zusammenpassen.

 

Ich ziehe in Betracht, mein Kind zum Konfirmandenunterricht anzumelden, wenn es ohne Mundschutz, ohne Immunitätsausweis und ohne Abstandsregeln möglich ist, wenn Singen erlaubt und erwünscht ist, wenn freier Zugang zu allen Gottesdiensten besteht, die einen interessieren, wenn ein Konfi-Wochenende möglich ist und Abendmahlsfeiern und ein Konfirmationsgottesdienst in voller Kirche mit möglichst vielen Verwandten. Wenn ich nicht qua Gruppendruck zur Zustimmung zu digitalen Formaten gezwungen werde. Wenn ich den Eindruck habe, daß mein Kind eine zuversichtliche, offene Kirche erleben kann, die ihre Tradition wertschätzt und verteidigt und weiterentwickelt. Auf eine menschenfreundliche Art und Weise.

 

Natürlich kann nicht immer alles perfekt sein, auch der Konfirmandenunterricht nicht. Aber ich erlaube mir zu sagen, daß diese Hasenfußkirche, die derzeit die Vorgaben für die kirchliche Arbeit macht, merkwürdige Ideen von einer mündigen Religiosität zu haben scheint. Wo bleibt das Vertrauen in den Schöpfer? Die Dankbarkeit, die offenen Herzen? Die Lebensfreude, die Geborgenheit, das Mitgefühl? Wo ist das alles hingekommen? Warum nehme ich das nicht wahr?

 

Setzen Sie sich dafür ein, daß Spielräume bleiben oder wiedergewonnen werden für eine Konfirmandenarbeit, die diesen Namen auch verdient. Mit echtem Interesse, echten Begegnungen, echtem Glauben, mit Freiheit und Vertrauen.

 

Mit freundlichen Grüßen


D.S.



-----


Am 27.1.2.2022 schrieb D.S. an Bernward:


"Lieber Bernward,

Hallo liebe Mitchristen in der Demokratischen Freikirche und in der Bernward-Gemeinde,

 

ich bin sehr froh, Euch gefunden zu haben. Seit Beginn der Coronazeit habe ich mich mit der Barmer Erklärung beschäftigt. Ich kannte sie vom Religionsunterricht als Schülerin im Gymnasium. Und jetzt war mir klar, daß sie zu uns spricht. Mehrere Wochen lang habe ich sie täglich gelesen und darüber nachgesonnen und versucht, die Bezüge zur heutigen Zeit zu verstehen und in Worte zu fassen.

 

Von daher freue ich mich wirklich sehr, daß dies von noch mehr Menschen verstanden und aufgegriffen wird. Die Arbeit an neuen Formulierungen ist großartig und hilfreich, und ich möchte mithelfen. Im Moment fallen mir keine weiteren Formulierungen ein, aber bitte nehmt mich in einen Verteiler auf, wo wir dies weiter bedenken und erarbeiten können.

 

liebe Grüße


D.S.:

P.S.: Ich habe - leider - meinen Sohn dann trotz meiner Bedenken zum Konfirmandenunterricht angemeldet. Die Konfirmation war für mich als Mutter schrecklich. Traumatisch.

Ich vermute, hier lassen sich auch ein paar weitere Sätze umbauen und in die Erklärung einfügen!

 

Viele Grüße



-----------------


Am 27.1.2022 ging auch noch folgende Mail ein:


Ich bin dafür, dass wir mehr sagen, was wir möchten als das, was wir nicht möchten:

Zu den Barmer Synodalen Erklärungen in Bezug auf heute meine Erkenntnisse zu den Thesen:

 

"Es geht um einen übergriffigen Staat, der nicht mehr an das Maß menschlicher Einsicht gebunden ist. Und dieser bestimmt das kirchliche Leben inklusive Wort und Sakrament massiv ohne Widerspruch der Kirche, die damit Gefahr läuft, sich wie ein Organ des Staates zu verhalten (These 5). Infektionsschutz oder Volksgesundheit ist eine problematische weltanschauliche und politische Überzeugung (These 3); man sollte dringend überprüfen, ob die entsprechenden Maßnahmen eigenmächtig gewählte Wünsche, Zwecke und Pläne darstellen (These 6) und wie man zum Gottvertrauen (These 1), Vergebung und Befreiung (These 2) und Gemeinschaft in Wort und Sakrament (These 3) zurückkehren kann.

 

Corona ist ein Angriff auf die Würde des Menschen, und da habe ich vergeblich gehofft, die Kirchen würden sich auf §4GG berufen und auf ihren Freiräumen bestehen. Als die medial geschürte Angst in der Kirche so bestimmend wurde, mußte ich über das Wort "kleingläubig" nachdenken. Ich meine, es sei jedem zugestanden, ängstlich und kleingläubig zu sein, weil das zu unserem Menschsein und Sich-Von-Gott-Getrennt-Erleben dazugehört. Bloß sollte man es theologisch reflektieren können. Das erwarte ich. Als "Kirche der begnadigten Sünder"."


Mit freundlichen Grüßen


D.S.


---------------------


Ich fand dies:


"Mit seinen Verbalangriffen schafft es Jesus, selbst seine handzahme Heimatgemeinde in einen wütenden Mob zu verwandeln. Was soll das für eine Bibelerzählung sein, lieber Evangelist Lukas? Schwester Jakoba Zöll schaut hinter die Kulissen – und entdeckt eine sorgfältig geplante Agenda".
Zum "Ausgelegt!>>"



Share by: